20.08.2005 | 17:56 | Anderswo | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Seltsame Trends entwickeln sich meist unter seltsamen Bedingungen, zum Beispiel bei Güterverknappung, etwa nach Kriegen oder in Kanada. Dort nämlich ist ein Grundbedarfsprodukt wie Bier nur unter großen Mühen zu erwerben, was dazu führt, dass ausschließlich intelligente, gutaussehende und wohlhabende Bevölkerungsschichten Bier zu sich nehmen. Die unmittelbare Folge: Man trifft sich in teuren Bierlokalen oder auf Bierproben, schlürft Austern, nippt an ein, zwei Achteln Bier und betreibt angeregte Konversation über die Qualität der letzten belgischen Jahrgänge oder die besten Hopfenlagen in Quebec. Bei ähnlichgelagerten Veranstaltungen in Deutschland wird in der Regel trotz allem konsequent und ausdauernd auf das eigentliche Ziel, nämlich das Betrinken, hingearbeitet. In Kanada hingegen verlässt man das Lokal leicht beschwingt gegen elf, um zu Hause im Jacuzzi – vielleicht bei einem Schluck dieses exzellenten böhmischen Hochlagenpilsners mit dem einmaligen Bouquet – nochmal wichtige Erkenntnisse des Abends im Katalog des Bierhandels nachzulesen, dessen Filialen, unnötig zu erwähnen, nicht nach Bier-, sondern eher nach Edelsteinverkauf aussehen. Anschließend besäuft man sich dann mit billigem italienischen Dosenrotwein.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- behagliche Erschlaffung
- Probleme mit dem Staubsauger lösen
- Schneeflöckchen
- Vorurteils-Update
SO NICHT:
- Krankheit als Weg
- Krokolederhandtücher
- Christlichet Abendland bewahren, wa.
- Weissröckchen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Parde", Jafar Panahi (2013)
Plus: 5, 21, 35, 45, 122, 142, 157 Minus: 14, 38, 98, 132, 160, 161 Gesamt: 1 Punkt
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